Sonntag, 17. November 2013

Spiekeroog 2011: Kulissengeräusche

I.

Wir schreien uns an, ich brülle, dass wir jetzt am Ende sind
denn da hinter dem Wind, diesem einstürzenden
Gebäudekomplex, ist das Meer, ganz

ohne Baustellen, schaumig
und voller Angriffsflächen

keine Autos, keine Spuren

von Bürostühlen
von Schallwellen

haben unsere Ohren die Größe
ich rufe, dass ich alles verstehe

jetzt, wir lesen lauter
zukünftige Küsse von

unseren Lippen, das Meer ist unsere Notration Wasser

der Wind schluckt alles und nimmt nicht zu
ernst, was wir über unser bisheriges Leben

zu sagen haben

II.

Fliegen sind die einzigen Hindernisse,
sie landen auf Hauttönen in Dur,
man kratzt sich mit Verzögerung da

wo sie saßen und lächelt
in die richtige Richtung, so

sitzen wir beim Frühstück, so

gehen wir ins Dorf, so halten wir
Reden über Selbstverwirklichung

unter Verschluss wie Tonbänder
auf den wir uns versprachen

in der dunkelsten Nacht fährt die Insel auf See
es ist so leise, leise wie eine Welt ohne Fliegen

deine Gegenwart ist eine Jahreszeit

in der die Fingerabdrücke auf den Ohren bleiben
morgen tönt blechern der Fasan vor dem Haus

wie ein Briefkasten voller guter Nachrichten

Herbert Hindringer

(aus: Nähekurs. Fixpoetry Verlag. 2. Auflage 2012)

Zitat

Wir können vor lauter Angst nicht auf Zehenspitzen durchs Leben schleichen

Musik


Sophie Hunger
The Danger Of Light

Brandenburgische Wörter

(1) kaupeln (2) Plins (3) wa (4) lutschen (mit langem u) (5) nich (6) luntschen (7) tikschen (8) nüscht (9) zutschen (10) rückzu (11) schlurfen (12) schnurpsen

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