Sonntag, 19. Januar 2014

sonntag, still

wenn ein sonntag ruhig zu werden scheint, tut es gut, ihn noch ruhiger zu machen. ausschlafen bis die sonne dabei ist, schon wieder unterzugehen, langsam aufwachen und dann gleich an einen neuen wunderbaren ort fahren, wo man die seele baumeln lassen kann. dort die schöntraurigen gedanken verscheuchen und ein sommerfundstück aus graz in einem zug durchlesen. österreichische lyrik von christian teissl, für stille sonntage gemacht. dazu die beste heiße schokolade.

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Seit wir mit Erwartungen
wie mit Blindheit geschlagen sind
ist uns als lägen wir
unter einem Gebirge verschüttet
als wären wir unauffindbar geworden
Verschollene unter Verschollenen

Jeden Morgen kleiden wir uns
in Ungeduld
jeden Abend betrachten wir
im Spiegel unsere nackte Angst
und träumen in vielen Nächten davon
durch Klopfzeichen endlich geweckt
und geborgen zu werden

Eines Morgens aber
hebt einer von uns
ohne einen Gedanken zu fassen
ohne ein Wort zu verlieren
das Gebirge hinweg
unter dem er verschüttet war
und wirft alle Ungeduld
weit von sich

Ohne Scham ohne Furcht
steht er da
in nichts mehr gehüllt
als in seine Zuversicht
und geschmückt nur noch
mit dem Abglanz des Himmels
in seinen Augen

aus: Christian Teissl: Umkreisungen des Namenlosen. Echter Verlag, 2010. Seite 29f.

Zitat

Wir können vor lauter Angst nicht auf Zehenspitzen durchs Leben schleichen

Musik


Sophie Hunger
The Danger Of Light

Brandenburgische Wörter

(1) kaupeln (2) Plins (3) wa (4) lutschen (mit langem u) (5) nich (6) luntschen (7) tikschen (8) nüscht (9) zutschen (10) rückzu (11) schlurfen (12) schnurpsen

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